
Gestern schrieb der Chaos Computer Club über den Bundestrojaner. Die Spionagesoftware der deutschen Bundesregierung zerstört die Zugangsbeschränkungen unzähliger Rechner, so dass jeder ohne ein Passwort zu benötigen vollen Zugriff auf die infizierten Systeme bekommt. Wer will, kann also irgendwelchen „Staatsfeinden“ Kinderpornos unterschieben. Die Stasi 2.0 (bestehend aus SPD, CDU, CSU) bekommt nun endlich die langersehnten Straftaten, um die Netzsperren durchzusetzen. Zensur und Überwachung stützen sich gegenseitig.
Ein Nebenaspekt: Da der Schädling dafür genutzt werden kann, jedem beliebigen Rechner illegales Material unterzuschieben, lautet der Umkehrschluss: Zur Überwachung und Zerstörung von Existenzen ist der Trojaner geeignet, als Beweismittel gegen Terroristen aber vor Gericht unzulässig.
Für den Trojaner fand die Bundesregierung keinen vernünftigen Entwickler und bediente sich am Quellcode anderer. Aber nicht nur Regierungspolitiker tun sich mit dem Urheberrecht schwer, auch der Journalismus funktioniert im Grunde nur unter Missachtung der Gesetze. In der Regel veröffentlichen Redaktionen ihr Material ohne die Urheberschaft zu prüfen. Wenn sich jemand beschwert, wird die geringe Strafe einfach bezahlt und das Werk eventuell gelöscht.
So geschah es auch bei Welt Online mit dem Artikel Warum Steve Jobs war, wie nur Steve Jobs war. Vor drei Tagen schrieb ich der Redaktion, sie hätte sich die Bilder im Artikel illegal unter den Nagel gerissen. Gestern reagierte sie mit einer unvollständigen Angabe der Lizenz, aber immerhin. Den von mir nebenbei bemängelten Satz „1976 entwickelte Apple den ersten Computer.“ ließ der unterbezahlte Springer-Praktikant stehen, auch wenn er sich dabei um gut 30 Jahre vertan hat.
An dem Artikel über Steve Jobs fällt nicht nur auf, dass sich Springer genau so wenig für geltendes Recht interessiert wie die Regierung. Es gibt noch mehr Parallelen. Der Apple-Heiland wird für seine Trivialpatente gelobt, mit denen er Mitbewerber regelmäßig verklagte, auch wenn die Beweise erst einmal gefälscht werden mussten. Merkel dagegen unterstütze den Irak-Krieg, natürlich mit gefälschten Beweisen.
Welt lobt iTunes, dessen Digital Restriction Management den Benutzern die Kontrolle über ihren Rechner entzieht. Das kostete die Hip-Hop-Gemeinde ihre Existenzgrundlage. Wir erinnern uns: Auch Mozart und Haydn haben ständig voneinander abgeschrieben, aber Hochkultur kann einer Religion wie Apple ja nur im Wege stehen. Diese geistige Einschränkung liegt ganz im Sinne der Regierung, bei ihr nennt sich das Jugendschutz.
Noch etwas fällt auf. Apple protokolliert jede Bewegung seiner Benutzer. Bei der Bundesregierung heißt das gleiche Vorratsdatenspeicherung, beides wurde vom Verfassungsgericht verboten. Weil Apples Geräte sogar im Standby-Betrieb Gespräche aufzeichnen und verbreiten, ist Steve Jobs für die regelmäßigen Übergriffe der Polizei auf Unschuldige mitverantwortlich. In Deutschland kommt man ja noch mit einem Auge davon. Aber wir erinnern uns an die Folter der Wikileaks-Informanten und die regelmäßigen Ermordungen von Demonstranten im Ausland, die von Apple gemeinsam mit der Bundesregierung in die Wege geleitet werden.
Einen habe ich noch. Die durch nichts gerechtfertigte und nie von einem Richter genehmigte Funktion zum Fernsteuern des Rechners heißt beim Bundestrojaner CreateProcessA. Sie wurde nicht zufällig im Schädling vergessen, sondern aufwändig verschleiert. Auch wenn das die Regierung natürlich dementiert. Apple speichert die aktuelle Position seiner Kunden und ihrer Bekannten in einer Tabelle. Darauf wurde der Konzern jahrelang hingewiesen, aber er entschied sich, die Realität zu leugnen. Im April 2011 ging es nicht mehr anders als die Überwachung zuzugeben und als neu aufgetretenen Programmierfehler zu bezeichnen.