Into the Wild war das Motto der diesjährigen Twittermädchen-Kuschelrunde re:publica. Der Fokus sollte nicht mehr auf Blogs liegen, und überhaupt wurde vieles versucht, um wilde, neue Ideen zwischen Politik und Internet zu entdecken. Desinteressierte Professorinnen mit überfrachteten, lahmarschigen Vorträgen wurden endlich ausgeladen, auch mussten sich Ministerien und Staatsfernsehen ein bisschen mehr Mühe geben, um eine Bühne zu bekommen.
So richtig glücken mochte der Umschwung allerdings nicht. Die alten Gesichter saßen weiterhin mit Mateflaschen auf Plastikstühlen zwischen Dreierverteilern. Chucks, Hoodie, iPhone. Sie haben sich eingerichtet, und es muss schon mehr passieren als ein schönes Motto und unzählige Plastikbäume, damit die Vorträge etwas Neues bieten. Bis dahin wird Sascha Lobo weiterhin seine Kampf-Rede zur Lage der Nation halten, und der Rest verkommt im Unterhaltungs-Wiederkäu.
Das Urheberrecht ist die gesellschaftlich anerkannte Form von Zensur. Es muss weg. Es schränkt nicht nur die Kreativen ein, sondern die gesamte Bildung und politische Partizipation. Wir wissen es, es hilft nichts, wir hören es jedes Jahr wieder.
Petitionen sind moderner Ablasshandel. Jemand stellt sich mit maximaler Dreistigkeit in den Weg und fordert Klicks ein. Das bringt Spendengelder und Werbeeinnahmen. Das Klickvieh fühlt sich danach besser. Das Opfer, um das es eigentlich geht, nicht. Die Besucher der re:publica haben den Mechanismus längst durchschaut. Sie nehmen ihr Notebook vom Ladekabel, geben die Adresse der passenden Petition ein und unterschreiben für die Abschaffung sinnloser Petitionen.
Ein kleiner Lichtblick kam von Open Data City mit der Standardisierung einer Schnittstelle für Konferenzdaten. In einer vorgefertigten Struktur lassen sich für die nächsten Konferenzen Zeiten, Sprecher, Titel und so weiter eintragen. Die Webseiten und Apps für Konferenzbesucher können dann immer wieder verwendet und verbessert werden. Endlich kam mal wieder ein real existierndes Projekt, etwas Neues und Inspirierendes. Hoffentlich nicht mit dem Resultat, dass Konferenzen in Zukunft noch statischer in dieses Datenmodell gepresst werden.