Netaction.de und viele andere Seiten baue ich momentan in WordPress mit dem Theme Generatepress. Der kommerzielle Baukasten ist meines Erachtens ein guter Kompromiss zwischen flexiblem Design und schneller Entwicklung. Aber der Reihe nach.
Was ich machen würde
Starten wir mit einem kleinen Blog oder einer kleinen Vereinsseite. Bei diesen Projekten kommt es weniger auf Marketing an. Die Seite soll leicht einzurichten sein, spätere Änderungen erlauben und sich möglichst ewig selbst aktualisieren. Ein Beispiel ist Descubrimomento. In solchen Fällen würde ich ein ganz schlankes fertiges Theme nehmen, zum Beispiel Twentytwenty oder ein anderes von WordPress.org. Sie bieten ein paar Einstellungsmöglichkeiten für die Identität der Organisation und lassen die Redakteure ansonsten in Ruhe. Eine Erweiterung ist später problemlos möglich. Ich habe meinem Einrad-Verein vor acht Jahren Twentyeleven von WordPress.org empfohlen, und die Seite wächst ohne professioneller Hilfe immer noch problemlos.
Kommen wir zum Agentur-Alltag: Marketing-Seiten, Vereine mit 5 000 Mitgliedern, Shops und Projekte. In solchen Fällen ist mehr gefordert als schlanke Seiten und Artikel. Wir brauchen Veranstaltungen, spezielle Sortierungen, Übersichtsseiten und besondere Designs. Solche Projekte baue ich fast immer mit dem Framework Generatepress. Frameworks sind Themes, die selbst völlig unauffällig ohne Schriften und Farben kommen. Sie erlauben reichlich Anpassungen, in denen nicht gegen vorhandene Einstellungen gearbeitet wird, sondern die das Design überhaupt erst definieren. So lassen sich Kopf und Fußbereich aus Fertigteilen zusammenschieben, eine Seitenleiste ist dabei, und über Hooks können überall eigene Inhalte hinzugefügt werden. Eine Webseite mit Generatepress erfordert typischerweise ein bisschen Programmierung, aber nur 100-500 Zeilen selbstgeschriebenen Quellcode, den es zu pflegen gilt. Alles andere wird vom Anbieter des Themes aktualisiert. Alternativen zu Generatepress sind Astra, Genesis und OceanWP. Die habe ich nach kurzem Test aber nicht mehr eingesetzt. Relativ neu ist scheinbar Beans. Wenn ihr hier Egänzungen habt, schreibt’s in die Kommentare.
Bei vollkommen außergewöhnlichen Seiten schreibe ich das Theme komplett von Hand. Dafür gibt es diverse Vorlagen, sogenannte Starter Themes. Beliebt sind hier Underscores und Sage. Aber ich muss sagen, die schränken mich dann zu sehr ein. Ich beginne beispielsweise bei einem Spiel mit einem leeren Verzeichnis und schreibe jedes Template selbst. Das ist gar nicht so schwer, zumindest nicht schwerer als ein Starter Theme zu verstehen und auszumisten.

Was ich nicht mehr machen würde
Was gibt es sonst so? Designer schwören teilweise auf Baukästen zum Zusammenklicken wie Divi, Avada oder Elementor Theme. Auf den ersten Blick erfüllen sie den gleichen Zweck wie Frameworks, aber sie nehmen sehr viele Einstellungen vorweg und liefern direkt Designs für Zitate von begeisterten Kunden und riesige Navigationen. Die Arbeit der Agentur besteht im Wesentlichen daraus, die kaputte Automatik rückgängig zu machen. Bis 2018 konnte man mit Divi und Elementor noch in wenigen Stunden ein komplexes Design für Marketing-Aktionen zusammenklicken. Die nötigen Funktionen sind in 2020 aber mittlerweile in WordPress enthalten dank Gutenberg und wenigen kleinen Plugins. Es ist nicht mehr nötig, sich von einem Baukasten abhängig zu machen, der die Funktionen einschränkt und einen Wechsel des Themes sehr schwer macht.
Manche Baukästen sind für einen speziellen Zweck entwickelt. Dafür funktionieren sie gut, sie sollten nur nicht erweitert werden. Beispielsweise haben Vereine ein Theme für ihre Ortsgruppen, die alle gleich aussehen sollen. Oder das Theme Flatsome, das auf Shops optimiert ist. Damit lässt sich ein Verkauf mit WooCommerce schnell zusammenklicken. Mit den gegebenen Funktionen sollten sich die Betreiberinnen aber abfinden, denn Anpassungen enden schnell in Frust.
Und schließlich gibt es eine Industrie von Entwicklern, die auf Envato Themeforest genau das Design verkaufen, das gerade gebraucht wird. Egal ob du ein Fotostudio, eine Arztpraxis oder Hobbyschneiderei betreibst, es gibt ein Theme, das mit passenden Schriftarten, Farben und sogar schon eingefügten Bildern genau das Image verkörpert, das zum Projekt passt. In diesen Themes steckt ein komplexer Haufen Plugins, die wahnsinnig viele Funktionen bereitstellen. Die Seite ist schwer zu aktualisieren, und Änderungen werden kompliziert. Auch der Datenschutz wird häufig vergessen. Ich verstehe, wenn Menschen die versprochenen Ergebnisse sehen und bei diesen Themes zugreifen. Die gute Nachricht: Die Seite wird auch tatsächlich so aussehen. Die schlechte Nachricht: Die Seite wird so aussehen. Und kaum den Anforderungen entsprechen. Seiten mit fertigen Themes sehe ich oft das gut gedachte Design an, dessen Gestaltung nur leider nichts für den Inhalt tut. Unternehmerinnen mit so einer Webseite haben meistens schnell den Wunsch nach einem Neuanfang. Ich persönlich würde daher eher ein Standard-Theme von wordpress.org bevorzugen. Die funktionieren mit diversen Inhalten und sehen in Ordnung aus.