Zu Beginn der diesjährigen Berlin Fashion Week dachte ich, angesichts der vielen Veranstaltungen wären mehrere Beiträge hier im Blog fällig. So viele interessante Eindrücke bekam ich dann allerdings doch nicht.

Einen der Auftakte bildete am Dienstag der Modewoche der Flashmob für «saubere Kleidung» von INKOTA auf dem Bebelplatz. Eine Hand voll Blogger, Aktivisten und Pressevertreter rief zum gedankenlosen Kauf ethisch und ökologisch unverträglicher Kleidung auf. Der in meinen Augen erfolgreiche, aber zu plumpe Flashmob zeigte beispielhaft die Symptome der gesamten Woche. Unaufdringlich, unproblematisch, übertrieben beworben und im Effekt ergebnisfrei.
Lag es an der Tristesse durch gefühlte 300 Grad glühende berliner Straßen oder der Lethargie nach der WM-Klatsche 0:1 gegen Spanien? Oder an der selbstverschuldeten Abkömmlichkeit, da weder besondere Designs noch besondere Promis (außer Til Schweiger) für Begeisterung sorgten?

Die vielbescholtene Messe thekey.to gefiel mir recht gut. Schlechte Designs, grottenschlechte Öffentlichkeitsarbeit der Labels, und überhaupt muss nicht jeder hippe Berliner mit einer weiteren überflüssigen Messe seine Marke setzen. So lautete das Echo der Kritiker. Recht haben sie, trotzdem fand ich einige hochinteressante Outfits für meine Liste.

Alleine der Messebau der thekey.to war einen Blick wert. Stände, Leuchten, Tische, Schränke, Regale, Sessel und Kleiderbügel bestanden aus Pappe. Es wurde genäht, gegrillt, Lego gespielt und Musik gemacht.

Die Modeschau am Mittwochabend konnte weder mit den Models, noch den Stylings, noch den Outfits, noch den Besuchern punkten.
Beim Green Showroom im Hotel Adlon gab es High Fashion zu sehen, darauf freute ich mich. Ungewöhnlich war, dass sich jeweils zwei Labels ein Hotelzimmer teilten. Auf den Betten und in den Schränken befanden sich die Exponate. Tatsächlich sah ich einige sehr ungewöhnliche Stücke, allerdings fand ich kein erkennbares Ziel bei den Labels. Betrieben die Aussteller Modemachen als Hobby ohne der Absicht ein größeres Publikum anzusprechen? In den engen Zimmern, angesichts der Kaffeekränzchenatmosphäre und insgesamt doch nicht gelungenen Darstellung hatte ich nicht einmal Lust ein Foto zu machen.
Lasst mich mit einem Zitat von Sven Barthel vom HYPE magazine über die Fashion Week schließen:
Wo sind nur die Christopher Kanes, die Gareth Pughs dieses Landes geblieben? Steht „Design made in Germany” wirklich nur für „Layering” in grau, schwarz und weiß, für Tragbarkeit? Was ist eigentlich aus den vielen Westwood Diplomanden der Berliner HDK geworden? Wo sind die Kreativen aus Hamburg, Frankfurt & Düsseldorf? Liebe Exzentriker wo haltet ihr euch versteckt, zeigt endlich her eure Kleider!